Gedanken eines spielstarken und wortgewandten Handballers zur Corona-Krise:
Der Mensch konnte sich noch genau an den Augenblick erinnern, als er zum ersten Mal entsetzt feststellte, dass sein Grundschullehrer nicht in der Schule wohnte.
Er war noch ziemlich klein, das haben Menschen am Anfang so an sich. Das Ganze war im Massa, der Mensch bekam gerade eine Scheibe Wurst, als sein Lehrer, Herr Strakka, sich hinter ihm und seiner Mutter in der Schlange einreihte und ein Stück vom Mettigel wollte. Er war völlig empört, dass der Lehrer plötzlich so tat, als wäre er auch ein Mensch. Am Ende würde er behaupten, dass er gar nicht in der Schule wohnte! Dass er vielleicht sogar eine Frau hatte! Hatte er nicht, er hatte einen Mann, das durfte aber keiner wissen. Der Mensch speicherte dieses Erlebnis als kleines, aber etwas störendes Detail ab, und dann wurde der Mensch eben trotzdem erwachsen.
Immer mehr Menschen traf er. Dozenten, Arbeitgeber, Kollegen, die erste große Liebe, Freunde, Orthopäden. Manche brachten ihm Volkswirtschaft bei, andere eine gesunde Haltung, und wieder andere, dass die Liebe allein manchmal nicht ausreicht, egal, wie sehr man es sich wünscht. Das brachte ihm übrigens der Orthopäde bei, nicht die erste große Liebe. Der Mensch hatte einen etwas seltsamen Orthopäden.
Heute ist der Mensch genervt. Der Mensch kann seinem Hobby gerade nicht nachgehen. Wegen etwas, das man nicht sehen kann und von dem Einige sagen, dass es das nicht gebe. Oder, dass es nicht so schlimm sei. Oder, dass Bill Gates nicht mehr genug Geld hat und deswegen das alles. Daher tragen manche jetzt eine Maske und andere nicht. Außerdem hat der Mensch heute einen Zahnarzttermin. Der Zahnarzt trägt immer Maske, ob er Bill Gates nun hasst oder nicht.
Wenn der Mensch Zeit hat – und er hat momentan viel Zeit – dann träumt der Mensch manchmal von seinem Sport, den er liebt. Und von denen, die dazu gehören. Denen, die das mit ihm machen. Denen, die das mit ihm gemacht haben. Und denen, die machen, dass er das machen kann. Und dann ist er manchmal sauer, auf die, die machen, dass er das nicht machen kann. Bill Gates hasst er dann aber nicht, der Mensch, sondern eher die, die durch ihre Bill-Gates-Hasserei machen, dass er noch länger das nicht machen kann, was er doch so gerne macht. Wenn er nicht beim Orthopäden ist, damit der macht, dass der Mensch machen kann, was er so gerne macht. Der erklärt nämlich nicht nur Liebe. Und, dass die manchmal alleine nicht ausreicht, egal wie sehr man es sich wünscht.
Und wenn der Mensch träumt, dann davon, wie er bald wieder in der Halle wohnt. In der Vorbereitung. Und dann scheint das auf einmal gar nicht mehr schlimm zu sein, sondern sehr, sehr schön. Irgendwann wird der Mensch im Globus stehen, der nun nicht mehr Massa heißt, und ein Siebenjähriger wird ihn empört angucken, was er denn da mache. Warum er nicht in der Halle sei, wo er ja schließlich wohne. Und der Mensch wird nicken. Er wird auch keine Frau haben, wie Herr Strakka, aber gleich ganz viele Männer. Bei dem Menschen dürfen das auch alles wissen. Und dann wird er das Mett einpacken für die Menschen, die er liebt und dahingehen, wo er hingehört. In die Halle.
Auf bald! Haltet noch ein wenig durch.